Windkraft-Wanderung

Großes Interesse an Windkraft-Projekt „Heike“

Mitten im Wald haben sich am Samstag 150 Menschen über Einzelheiten des Windprojekts Heiligenberg/Kesselberg („HeiKe“) informiert. Unter den Teilnehmern waren die Befürworter in der Überzahl, doch es gab auch kritische Stimmen.

Pläne der Energiegenossenschaft
Die Energiegenossenschaft Starkenburg möchte zwischen dem Heppenheimer Stadtteil Ober-Hambach und dem Lautertaler Ortsteil Schannenbach fünf Windräder bauen. Von einem solchen Projekt könnten die Gemeinde Lautertal sowie die Städte Heppenheim und Bensheim profitieren. Auch die Bensheimer Gemarkung reicht bis in dieses Waldgebiet.
Die drei Ortsverbände der Grünen Listen hatten zum Marsch auf den Kesselberg aufgerufen. Sprecher der Genossenschaft erläuterten die technischen und finanziellen Details des Projekts. Die Bürger wurden
eingeladen, sich an der Genossenschaft zu beteiligen. „Wer auf die Windräder schaut, soll auch den Nutzen haben“, so lautet die Botschaft.

Eingriffe in die Natur
Die Mehrheit der Spaziergänger, die dem Aufruf gefolgt waren, verlangt von den Kommunalpolitikern, ihren Widerstand gegen „Heike“ aufzugeben. Die Skeptiker stehen dem Projekt aus unterschiedlichen Gründen kritisch gegenüber. Sie wehren sich gegen die Eingriffe in die Natur. Im Gemarkungsdreieck Heppenheim, Bensheim, Lautertal liegt eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete im Kreis Bergstraße.
Doch beim ersten Stopp der Wandergruppe stellte sich heraus, dass gerade auf der Kuppe des 531 Meter hohen Kesselbergs keine großen Buchen, sondern nur halbwüchsige Bäume stehen. Die Befürworter
argumentieren, mit dem Ausstieg aus der Atomenergie müssten neue Formen der Energiegewinnung gefunden werden. Dezentrale Windanlagen, die auf einige Standorte konzentriert werden, seien die effektivste Form, die Energiewende zu gestalten, sagte der Bauingenieur Jürgen Simon. Er ist Gründungsmitglied und Planer der Genossenschaft. Simon stand den Skeptikern Rede und Antwort. Im Vergleich zu dem Atomkraftwerk Biblis, das 15 Kilometer Luftlinie vom möglichen Windkraftstandort entfernt steht, seien die Nachteile von Windkraftanlagen verschwindend gering.

Zögernde Politiker
Simon zeigte kein Verständnis für die Kommunalpolitiker, die die Initiatoren zur Geduld auffordern. Simon: „Wir haben seit drei Jahren Geduld. Wir haben unser Projekt im Magistrat der Stadt Heppenheim und in Bürgerversammlungen vorgestellt“. Jeder, der nach der Katastrophe von Fukushima für die Energiewende eingetreten ist, solle den Schritt zu den regenerativen Energiequellen mitgehen. Die Städte und Gemeinden könnten durch Pachtzahlungen der Anlagebetreiber profitieren; die Bürger, indem sie sich mit Anteilen ab 2000 Euro an den Investitionen beteiligen. „Das ist eine Anlageform für Leute ohne großen Geldbeutel“, so der Bauingenieur. Micha Jost, Sprecher der Energiegenossenschaft Starkenburg, wies darauf hin, dass Windkraftanlagen den Status des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald nicht gefährdeten. Nachfragen bei der Geopark-Zentrale hätten dort Verwunderung ausgelöst: Es gebe kaum einen Geopark, in dem keine Windräder stehen, hieß es dort. Jost erwähnte den benachbarten Odenwaldkreis, in dem acht Vorrangflächen für Windkraft ausgewiesen werden. Er verwies auf andere Projekte der Energiegenossenschaft: In Deutsch (Kreis Darmstadt-Dieburg) betreibt die Genossenschaft mehrere Windräder, die offenbar zur Belebung des Wochenendtourismus beigetragen haben. In Büttelborn (Kreis Groß-Gerau), Heppenheim und Wald-Michelbach wurden Photovoltaikanlagen gebaut. Das Interesse der Bürger an einer Beteiligung sei enorm. Jost forderte von den Politikern im Kreis eine Grundsatzentscheidung, wobei sich in Lautertal die Gemeindevertretung bereits mit großer Mehrheit für die Nutzung der Windenergie ausspricht. „In Bensheim und Heppenheim gibt es noch Beratungsbedarf“, betonte Jost. ai
Bergsträßer Anzeiger
27. Februar 2012

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