„Windkraft-anderswo“-Bewegung gefährdet Energieziel

„Windkraft-anderswo“-Bewegung gefährdet Energieziel

Während manche Menschen klagen, Windräder schädigten die Schönheit der Landschaft, sehen andere diese als elegante und positive Symbole einer besseren und saubereren Zukunft. 
Während sich 53,9 Prozent von Großkraftwerken beeinträchtigt fühlen und noch 23,8 Prozent von Sendemasten, geben nur 16,9 Prozent an, dass sie Windkraftanlagen als unpassend empfinden.
Die Wahrnehmung von Fremdkörpern in der Landschaft ist ebenso vielfältig wie subjektiv.

Unbestritten ist hingegen, dass Klimawandel und steigender Energieverbrauch es erfordern, weltweit sichere, rohstoffschonende und wirtschaftliche Energieversorgungssysteme zu schaffen. Diesem Ziel dient – neben Energieeinsparung und Energieeffizienz – auch der Ausbau der Windenergie und anderer erneuerbarer Energien.

In einem Sondergutachten, das der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) für das Bundesumweltministerium angefertigt hat, hält dieser eine vollständig regenerative Stromversorgung in Deutschland unter Betrachtung verschiedener repräsentativer Szenarien bis 2050 für umsetzbar. Darin werden Windkraft und Photovoltaik als die beiden ergiebigsten Quellen gesehen.

Windkraft im Binnenland unverzichtbar

Trotz einer zu erwartenden Auslastung der Anlagen (Volllaststunden) von nur etwa 17% ist der Ausbau der Windkraft im Binnenland unverzichtbar, da sie mit 46,4 TWh/Jahr über 28% des gesamten Stromerzeugungspotenzials der Windkraft aufweist. 
Ein weiterer Grund für Windräder im Binnenland ist eine damit zu erzielende gleichmäßige Grundenergieerzeugung. Stünden alle Windräder nur in einer Region, wäre die Windenergieerzeugung durch die starken Schwankungen der dortigen lokalen Wetterverhältnisse bestimmt. Wichtig für eine gute Grundversorgung ist daher nicht nur, dass Windräder da stehen, wo viel Wind weht. Fast noch wichtiger ist, dass sie gut verteilt stehen, sodass immer ein Teil in Betrieb ist, wenn anderswo gerade Flaute ist.
Zur Erreichung des ehrgeizigen Ziels aus obigem Gutachten ist es zwingend notwendig, alle potentiellen Flächen für Windenergieerzeugung zumindest auf ihre tatsächliche Eignung zu prüfen, da durch das äußerst restriktive Genehmigungsverfahren der Großteil dieser Flächen ohnehin ausscheidet. Bei der sorgfältigen Prüfung der Umweltauswirkungen können z.B. auch im Wald genügend Standorte gefunden werden, welche keine oder nur geringfügige Beeinträchtigungen der Tierwelt und des Naturhaushaltes verursachen. 
Hessen ist mit 42% bewaldeter Fläche das waldreichste Bundesland und kann seinen Beitrag nicht ohne deren Inanspruchnahme erreichen.

Bau einer Windkraftanlage ist eine Chance für das lokale Ökosystem

Von Windkraftgegnern wird zuweilen eine vehemente Abholzung betroffener Waldgebiete und damit einhergehende Zerstörung wertvoller Ökosysteme prophezeit. An dieser Stelle kann jedoch beruhigt werden. Zum einen stellt der Bau eines Windrades einen weitaus geringeren Eingriff dar, als hier suggeriert wird: Für Drei-Megawatt-Anlagen, wie in Lautertal vorgesehen, rechnet man mit einem Flächenbedarf von etwa 0,5 Hektar. Darin sind bereits alle relevanten Flächen enthalten: Die Standfläche des Windrades, das Fundament, die Kranstellfläche, Arbeits- und Montageflächen, sowie der schwertransportfähige Kurvenradien-Ausbau der Zuwegungen. Die Anlagenkonfiguration und Kabelführung orientiert sich an vorhandenen Forstwegen. Zum Vergleich: Das Kreisforstamt berichtet von einem jährlichen Holzeinschlag im Rahmen der Bewirtschaftung, der dem Baumbestand einer Waldfläche von 50-60 Hektar entspräche. 
Außerdem zieht der Bau von Windkraftanlagen zwangsläufig ökologische Ausgleichsmaßnahmen nach sich, welche vom Betreiber zu finanzieren sind und vom zuständigen Regierungspräsidium abgenommen werden. Bei deren Planung bringen sich sinnvollerweise die örtlichen Naturschutzverbände ein. Abgesehen vom offensichtlichen Beitrag zum Umweltschutz trägt eine Windkraftanlage somit noch zur Aufwertung der ökologischen Struktur der Region bei. Die Umgebung der Windkraftanlage selbst zeigt sich nach einiger Zeit als natürlich renaturierte Waldlichtung mit den typischen Merkmalen dieser Landschaftsform.
Windkraft im Binnenland ist wirtschaftlich und energetisch hochrentabel.
Laut eines Berichtes des Fraunhofer Instituts liegen die Stromgestehungskosten einer Onshore-Windkraftanlage  zwischen 6 und 8 Cent/kWh und sind damit geringer als die von Offshore- Windkraftanlagen, obwohl diese höher ausgelastet sind. Dies ist dem notwendigen Einsatz von widerstandsfähigeren, teureren Materialien, aufwändiger Verankerung im Meeresgrund, kostenintensiverer Installation und Logistik der Anlagenkomponenten sowie einem höheren Wartungsaufwand geschuldet. 
Die energetische Amortisationszeit einer Windkraftanlage im Binnenland beträgt laut Agentur für Erneuerbare Energien 3 bis 7 Monate, d.h. nach dieser Zeit hat sie die Energie, die zu ihrer Herstellung nötig war, zurückgeliefert.
Im Lautertal sind Windräder mit 3,2 MW Leistung geplant. Eine solche Anlage hat eine Nabenhöhe von 123 m oder wahlweise 143 m, in der eine mittlere Windgeschwindigkeit von voraussichtlich mehr als 6,00 m/s vorliegt. Sie produziert im Jahr etwa 7.000 MWh elektrische Energie, was dem Bedarf von 1750 Haushalten entspricht. 
Es gibt viele weitere Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem Windkraftausbau am Wohnort stellen. Wer sich umfassend und vor allem objektiv über das Thema informieren will, sei auf die Informationsportale des Bundesumweltministeriums (www.erneuerbare-energien.de) oder der von ihm unterstützten Institutionen, wie z.B. Deutscher Naturschutzring (www.wind-ist-kraft.de) verwiesen.

Quellen:
http://www.bmu.de/energiewende/szenarien_und_prognosen/doc/47897.php
http://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/02_Sondergutachten/2011_01_Uebergabe_Sondergutachten_BMU.html
http://www.volker-quaschning.de/software/windertrag/index.php (Anlagenkennlinie für REpower 3.2M114 angepasst)
http://www.wind-ist-kraft.de
http://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/presseinformationen-2012/erneuerbare-energietechnologien-im-vergleich
http://www.unendlich-viel-energie.de/de/service/faq/faq-windenergie.html

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