Wahlprüfsteine zur Bürgermeisterwahl – Teil 5 – Soziales

Wie kann die Integration der Flüchtlinge  gelingen?

Andreas Heun  sieht den Bürgermeister in dieser Angelegenheit in einer  „Vorbildfunktion“, es gelte, die Bürger durch den Verwaltungschef aufzuklären und umfassend zu  informieren.  Das „Netzwerk Vielfalt“  sei für die Gemeinde „gold-wert“, bräuchte jedoch dringend bessere Unterstützung, um die Integration, die er als „soziale Friedensarbeit“ sieht, voran zu bringen. Man müsse die Chancen der Flüchtlinge, hier dauerhaft sesshaft zu werden und in der Arbeitswelt Fuß zu fassen,  jedoch auch kritisch- realistisch und keinesfalls rosarot betrachten, um die richtigen Maßnahmen zu treffen. Ferner empfiehlt er eine ganze Reihe  von möglichst konkreten Integrations-Projekten (z.B. eine Kooperation mit den Feuerwehr, den Fußballvereinen, die Etablierung eines Dolmetschernetzwerkes, Bürgerservice durch Flüchtlinge mittels 1-Eurobus, Praktikumsplatzinitiativen, etc.), um eine positive Signalwirkung für die Lautertaler und die Neubürger zu entfalten.

Markus Bormuth bezeichnet die Integration für Flüchtlinge ebenso als „Chefsache“. Es müssten Ausbildungsplätze eruiert werden und sogenannte „EQ“-Maßnahmen vermittelt werden. Dies ist jedoch nicht neu, da vom Netzwerk bereits seit einiger Zeit im Beratungsportfolio verankert. Ferner  möchte er den Kontakt zum Netzwerk Vielfalt verbessern, indem er in der Gemeindeverwaltung eine Kontaktperson für Integrationsfragen abstellt. Hiermit möchte er einen Schwachpunkt in der bisherigen Situation ändern.

Resümee der GLL:

Beide Kandidaten betrachten die Integration der Flüchtlinge als Kernaufgabe des Bürgermeisters, sehen das Netzwerk als wichtige Institution für die Integration von Flüchtlingen und haben praktikable Vorschläge für die Umsetzung der Integration.

Die beruflichen Erfahrungen von Andreas Heun als Leiter des Jobcenters, entfalten auch an dieser Stelle ihre besondere Kraft. Heun liefert damit die überzeugenderen und vor allem neuen Projektideen.

Wie sehen Sie die Zukunft der  Kindergärten, Spielplätze & der Jugendpflege ?

Die Gemeinde Lautertal  wirbt seit Jahren für  ihre „Familienfreundlichkeit“ und  erhofft sich einen regen Zuzug von Familien mit Kindern, indem sie Bildung sowie das heimische Vereinsleben unterstützt und im Besonderen eine hervorragend funktionierende Jugendpflege betreibt.

Andreas Heun

Er plädiert er für den Erhalt der Lautertaler Jugendpflege im vollen Umfang. Sie hätte Vorbildcharakter für umliegende Kommunen und besäße durch den sehr engagierten Jugendpfleger eine außerdordentliche Qualität – insbesondere im präventiven Bereich. Ähnlich positiv stuft er die Arbeit des Jugendparlamantes ein, das ebenfalls vom Jugendpfleger unterstützt wird. Die bereits vorhandene Kooperation der Jugendpflege mit vielen ortsansässigen Vereinen, den kirchlichen Trägern und vielen freien Akteuren beweist die Teamfähigkeit des Jugendpflegers. Andreas Heun sieht neue Chancen in der Kooperation mit umliegenden Kommunen, wobei die Lautertaler Jugendpflege stets Anker und Leuchtturm bleiben solle.

Ferner möchte er die Kindergartenlandschaft (inkl. Naturkindergarten) mit all ihren Standorten erhalten. Mittels einer Prioritätenliste will er den Sanierungsstau konzentriert und sukzessive auflösen und die Kitas damit für zeitgemäß aufwerten. Eine konzentrierte Abstimmung mit den neu angekündigten hessischen Finanzierungsrichtlinien  und ein intelligentes Kostenmanagement soll dies unterstützen. Dabei sollen die Kindergartenbeiträge für die Eltern so niedrig wie möglich gehalten werden. Eine weitere relevante, soziale Aufgabe sieht er in der Erhaltung aller Spielplätze im Lautertal: „Sie tragen zur „Daseinsvorsorge für nachkommende Generationen“ bei und stellen soziale Begegnungsstätten dar. Hier sind neue Formen der Bürgerbeteiligung durch Kooperationen mit Eltern oder auch Spielplatz-Patenschaften ein vielversprechendes Ziel, die gleichzeitig Kosten sparen helfen“, so Andreas Heun.

Ein weiteres sozialrelevantes Ziel sieht Andreas Heun im Aufweichen oder Auflösen des partiell noch vorhandenen  „Ortsteildenkens“. Hier schlägt er unter anderem eine zweckgebundene Kooperation mit einer umliegenden Hochschule vor: „Dort könnten Semester- oder Bachelorarbeiten entsprechende Zukunftsoptionen eröffnen, die wir als Lautertaler so noch gar nicht sehen“. (evtl. verzichtbarer Absatz)

Markus Bormuth

Der Kandidat aus Knoden betrachtet die Jugendpflege als freiwillige Leistung  der Gemeinde, die dringend überprüft werden müsse. Im Interview sagte er: „Wir können uns die Jugendpflege, so wie wir sie kennen, einfach nicht mehr leisten. Außerdem sind die Angebote nicht mehr zeitgemäß. Das geht so nicht mehr.“ Nach seiner Feststellung erreiche der Jugendpfleger zu wenige Kinder, die Angebote seien zudem schlecht besucht bzw. nicht ausgelastet. Der Jugendpfleger könne bestenfalls noch halbtags beschäftigt werden. Bormuth sieht stattdessen die Vereine als Chance, freiwerdende Jugendarbeit aufzufangen bzw. umzusetzen. Diese müssten dann selbstverständlich weiterhin unterstützt werden.

Nach Markus Bormuths Einschätzung würden alle Kitas im Lautertal gebraucht. Den dortigen Sanierungsstau möchte er durch früheres Einstellen notwendiger Haushaltsmittel auflösen. Sinnvolle Pläne hierfür gäbe es bereits. Den Naturkindergarten möchte er möglichst in den KiTa- Verbund integrieren, um eine Kooperation mit den traditionellen KiTAs zu ermöglichen und grundlegende Probleme effektiv in den Griff zu bekommen.

Die Kindergartenfinanzierung sei für die Gemeinde eine große Belastung, die er durch weitere Gebührenerhöhungen verringern will. Auf Nachfrage bekräftigt Markus Bormuth einen Elternanteil von 33% bei den Kitakosten anzustreben. Umgerechnet erwarten die Eltern dann zukünftig ca 230 Euro pro Monat für eine 6-stündige Betreuung ohne Mittagessen. Die aktuellen Pläne der Landesregierung für kostenfreie Kitaplätze sieht er derzeit als erhebliches Finanzrisiko für hessische Kommunen. Die gemeindeeigenen Spielplätze will Markus Bormuth erhalten.

Markus Bormuth sieht das Amt des Bürgermeisters als Schlüssel der Kommunikationsverbesserung zwecks Zusammenwachsens der einzelnen Ortsteile. Eine Stärkung der Ortsbeiräte könnte das Ortsteildenken langsam auflösen. Markus Bormuth freut sich schon jetzt auf die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinde Lautertal und möchte das als Bürgermeister organisieren. (evtl. verzichtbarer Absatz)

Résümée der GLL:

Aus Sicht der Grünen zeigt hier ausschließlich Andreas Heun das Gesicht eines sozial bewussten und familienfreundlichen Bürgermeisters.  Er überzeugt in allen angesprochenen Bereichen mit realistischen sowie klugen Vorschlägen für die Finanzierbarkeit der notwendigen Sanierungen der KiTas, der Gestaltung der Kindergartengebühren und nicht zuletzt dem Erhalt der Jugendpflege.

Markus Bormuth hingegen stellt die Lautertaler Jugendpflege in Frage und will diese Arbeit tendenziell auf die Vereine verteilen. Auf Nachfrage zeigte sich, dass Herr Bormuth die vielschichtigen Angebote der Jugendpflege jedoch gar nicht kennt.

Auch die von ihm vertretene, weitere drastische Erhöhung der Kitagebühren auf bald 230 Euro/Monat sieht die GLL als Zeichen „sozialer Kälte“ des Bewerbers. Die jüngste Spielplatzinitiative von Markus Bormuth und seiner LBL zeige deutliche Züge von wahltaktischem Verhalten und wird als derzeit noch nicht glaubwürdig eingeschätzt.

Eine Empfehlung des Kandidaten Bormuth erscheint der GLL aus den vorgenannten Gründen auf diesem Themenfeld undenkbar.

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