Spione im Amtszimmer des Bürgermeisters?

Leserbrief im BA vom 10.10.2013

Spione im Amtszimmer des Bürgermeisters?

„Streit über Windkraft geht weiter“, BA vom 4. Oktober

Verlassen die Gegner von Windenergie die demokratischen Regeln des korrekten Diskutierens? Dass man miteinander hart ringen muss, um für Deutschland und somit auch für das Lautertal den „besten“ Weg aus der Energiemisere zu finden, ist unumstritten. Anscheinend haben die Gegner in Lautertal jedoch keine einschlägigen Argumente mehr, dass sie nun den Weg des demokratischen Diskutierens verlassen und die Befürworter persönlich angreifen, denunzieren und diffamieren. Das reicht sogar so weit, dass man Personen des anderen „Lagers“ dazu verleitet, Interna unerlaubterweise weiterzugeben oder das Amtszimmer des Bürgermeisters nach verwertbarem Material auszuspionieren.
Ich kann alle Befürchtungen gegen die Windenergie verstehen und akzeptiere, dass wir viele Mitbürger haben, die auf keinen Fall einen Eingriff in die Tier- und Pflanzenwelt als auch in die Landschaft wollen oder gesundheitliche Beeinträchtigungen befürchten. Alle Argumente sind mehrfach schriftlich wie mündlich in den Gremien vorgetragen worden. Sie haben ihre Wirkung bei den Befürwortern nicht verfehlt. Diese haben sich einem behutsamen Vorgehen in dieser sensiblen Sache verpflichtet.
Ich weiß aus persönlichen Begegnungen, dass auch den Windenergie-Befürwortern das Herz schwer wird bei dem Gedanken, dass die Errichtung eines Windrades einen gravierenden Einschnitt in die Natur darstellt. Sie sind von Grund auf Naturschützer genauso wie die Windenergiegegner. Es geht ihnen weder um Profit noch um Machtausübung. Sie haben alles Für und Wider, die auch deutschlandweit zu bedenken sind, sorgfältig abgewogen und ihre Entscheidung zugunsten einer Windenergienutzung als das kleinere Übel zum Wohle der Bürger in Lautertal getroffen.
Es kann ja nicht sein, dass meine Heimat schützenswerter ist als die Heimat meiner anderen Mitbürger in Deutschland. „Windkraft anderswo bitte“ hat zur Folge, dass noch mehr Energietrassen Deutschland zerschneiden, um den im Norden produzierten Strom in den Süden zu leiten, dass in Garzweiler oder im brandenburgischen Welzow ganze Landstriche aufgefressen werden, um den Braunkohleabbau weiter voranzutreiben. Da verschwinden Dörfer vom Erdboden, Menschen verlieren ihre Existenz und ihre Heimat, damit ich genügend Strom und Energie habe.
Dass Grundwasser und die Flüsse durch den Tagebau übersäuern, sind Schäden an Mensch und Natur, die durch nichts auszugleichen sind. Doch zurück zu Lautertal. Das Gebiet Haurod wurde durch das Regierungspräsidium und die Regionalversammlung Südhessen als Vorrangfläche ausgesucht, ohne Zutun der Gemeindevertreter. Und wie wir wissen, regieren in Hessen nach wie vor CDU und FDP. Sie haben auch die rechtlichen Vorgaben gesetzt, die in Lautertal eingehalten werden.
Windräder in den CDU-geführten Kommunen Wald-Michelbach und Fürth sind akzeptabel, Windräder in Lautertal aber lehnt die CDU ab. Verkehrte Welt, oder handelt man hier einfach nur deswegen dagegen, weil man als Opposition grundsätzlich gegen alles ist? Dann aber bitte nach ordentlichen Spielregeln. Das jetzige Vorgehen ist für mich absolut inakzeptabel.
Eine geregelte Verwirklichung und Umsetzung der Energiewende liegt an den Maßnahmen, die die Bundesregierung in Kraft setzt. Hier wurde in den vergangenen Jahren einfach nichts mehr getan und den Dingen ihren Lauf gelassen. Der kleine Bürger zahlt die Zeche; die energieintensive Industrie ist von den Mehrbelastungen befreit. Hier gibt es einiges aufzuholen, aber das liegt nicht in der Hand unserer Kommunalpolitiker. Die versuchen nur, die notwendigen Maßnahmen in die richtigen Bahnen für Lautertal zu lenken.
Carmen Maus-Gebauer, Reichenbach

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