Potenzial für 150 Windräder

Potenzial für 150 Windräder

Wenn bislang von der Energiewende im Kreis Bergstraße die Rede war, ging es meist um das Thema Windkraft. Nun gibt es eine neue Studie, die breiter aufgestellt ist und zu einem ambitionierten Ergebnis kommt: Der Kreis könnte durch die Nutzung erneuerbarer Energien – dazu zählen auch Biomasse, Geothermie, Sonne und Wasser – seinen gesamten Energiebedarf decken. Dabei geht es nicht nur um den Verbrauch der Privathaushalte. Auch die Unternehmen vor Ort sind mit einberechnet. Allerdings – auch das zeigt die Studie – müsste es dafür allein 150 Windräder im Kreis geben.
Diese Potenzialanalyse für erneuerbare Energien wurde gestern im Kreistag vorgestellt. Ein Dreiviertel Jahr lang wurden Daten gesammelt, die im Rahmen des Projekts „Erneuerbar Komm“ der Fachhochschule Frankfurt ausgewertet wurden.

Einhausen hat die Nase vorn
Überraschender Sieger im Vergleich der Bergstraßen-Kommunen ist Einhausen. Dort könnten mehr als tausend Prozent des örtlichen Energiebedarfs durch Erneuerbare gedeckt werden. Und das, obwohl die Windgeschwindigkeit gerade so reicht, dass Windräder wirtschaftlich betrieben werden könnten.
Wie kommt eine solche Zahl zustande? Zum einen geht es im Vergleich der Kommunen jeweils um den Eigenbedarf. Das heißt, eine Kommune mit weniger Einwohnern hat weniger Energiebedarf. Daher liegen Bensheim und Heppenheim – auch wegen ihres höheren Industrieanteils – in der Rangliste weiter hinten. Zum anderen, so erklärte die Leiterin des Forschungsprojekts, Prof. Dr. Martina Klärle, vor dem Kreistag, bedeutet eine geringere Windgeschwindigkeit zwar weniger Ertrag bei einem einzelnen Windrad – ein Windpark kann aber effektiv sein. Es müssen eben entsprechend mehr Rotoren aufgestellt werden.
Dabei ist in der Studie bereits mit eingerechnet, dass vom Potenzial der einzelnen erneuerbaren Energiequellen jeweils nur ein Teil tatsächlich ausgenutzt wird. Bei der Windenergie sind es nach den Vorstellungen von „Erneuerbar Komm“ etwa 30 Prozent. Ausgewiesene Natur- oder Artenschutzgebiete sowie die Auflage, dass der räumlich gebündelte Bau von mindestens drei Anlagen möglich sein muss, sind Teil der Analyse.
„Ganz wenig Potenzial hat zum Beispiel Lindenfels“, erklärte Klärle. Dort seien nach den Ausschlusskriterien einfach keine geeigneten Windkraft-Flächen übriggeblieben. Die Kommunen, bei denen die Windkraft nicht vorrangig ist, könnten dies zum Teil durch andere regenerative Energien ausgleichen. In Heppenheim zum Beispiel könnten Solaranlagen einen großen Teil des Energiebedarfs decken. Genügend Dach- und Freiflächen gibt es.
Über Gemeindegrenzen hinweg
Bei der Bio-Energie könnte Lautertal punkten. „Wichtig ist, dass die Biomasse tatsächlich aus der Kommune selbst kommt“, erklärte die Referentin. Wer Grünschnitt erst aus 20 Kilometern Entfernung beschaffen müsse, habe hier wenig bis gar kein Potenzial.
Die Studie soll nun in einer Arbeitsgruppe des Kreisausschusses vorgestellt und diskutiert werden. Ab sofort können die Infos über die einzelnen Kommunen und den Kreis insgesamt außerdem im Internet abgerufen werden. Entscheidungsträger und Bürger können sich hier informieren.Landrat Matthias Wilkes betonte, dass interkommunale Zusammenarbeit bei der Energiewende im Kreis besonders wichtig sei. Denn nicht immer liegen die Potenziale genau innerhalb der Ortsgrenzen. Im Gegenteil: Oft verlaufen sie genau da, wo es in Hinblick auf erneuerbare Energie interessant wird.

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