Kindergartensituation im Lautertal

Sozialausschuss am 14.2.

Kindergartensituation im Lautertal

Kommunikationsmangel scheint ein wesentlicher Punkt zu sein, warum einige Dinge nicht ins Rollen kommen. Christine Hechler ging die Kindergartenlage deshalb in der Ausschußsitzung für Soziales, Gleichstellung, Interkulturelles und Sport gleich mit einem Vorschlag an. Der Kindergarten in Lautern könne ohne großen Aufwand vergrößert werden: zwei U-3 Gruppen sowie eine zweite Ü3-Gruppe mit Waldkindergarten-Charakter können hier Platz finden. Der Kindergarten liegt direkt im Grünen, ein großes Areal wurde bereits eingezäunt und bietet unzählige Möglichkeiten der Naturpädagogik.
Überrascht wurden von diesem Vorschlag die Mitglieder des Vereins Naturkindergarten Lautertal, die seit einem Jahr an einem Konzept für einen Waldkindergarten arbeiten und sich erhofften, daß dies nun konkret werden könnte. Nun aber soll es zunächst eine Ortsbegehung in Lautern sowie weitere Gespräche geben, die nach ihren Befürchtungen den Termin 1.August 2013 in unerreichbare Entfernung rücken. Zu diesem Termin müssen in der Gemeinde ausreichend U3- und Ü3-Plätze vorhanden sein, und auch der Waldkindergarten sollte an diesem Termin seine Arbeit aufnehmen.
Da bei der Gemeinde auf die an alle betreffenden Eltern verschickten Fragebögen zur Bedarfserfassung eine einzige verbindliche U3-Anmeldung einging, fragte man sich im Ausschuß, ob die Bemühungen überhaupt sinnvoll seien. Allerdings nur kurz, denn dann stellte sich heraus, daß bei den einzelnen Kindergärten im Lautertal sehr wohl Anmeldungen oder Anfragen zu U3-Plätzen vorliegen, die dort in der Warteschleife stehen. Warum die Gemeinde darüber nicht informiert ist, bei wem also die Hol- oder Bringschuld hierfür liegt, scheint eine unbeantwortete Frage zu sein. Klare Kommunikationswege können auch beispielsweise Verzerrungen beim Bedarf ausräumen, etwa wenn Eltern ihr Kind in mehreren Einrichtungen gleichzeitig anmelden.
Eltern wiederum stehen im Lautertal vor einem Kompetenz-Dschungel, der sich nicht durchdringen läßt. Wer ist wofür zuständig? Um dies zu entwirren, könnte ein Konzept mithelfen, das es im Westerwald seit 2008 gibt: ein Trägerverbund aller Kindertagesbetreuungseinrichtungen. Diesen Verbund KiTa3K stellte der Referent Ulrich Seibel aus Dautphetal vor. Fünf Kommunen der beiden Dekanate Biedenkopf und Gladenbach mit insgesamt 41.000 Einwohnern und 30 Kindertageseinrichtungen haben sich zu einem kommunalen Arbeitskreis zusammengeschlossen, der in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Sozialministerium und dem Jugendamt die Verwaltung, die Vernetzung und die Kommunikation übernommen hat. So werden anstehende Entscheidungen beschlußreif vorbereitet, die Kommunen und Dekanate müssen dann noch die Beschlüsse fassen, die Umsetzung liegt dann wieder bei KiTa3K. Angestrebt ist so vor Ort eine Steigerung der Standortqualität für Bürger und Neubürger. Zudem ist damit ein wichtiger Kommunikationsknoten für alle Beteiligten, für Eltern, Betriebe, Einrichtungen und Träger entstanden. Es gibt sogar Betriebe, die über KiTa3K für ihre Mitarbeiter Plätze „auf Vorrat“ übernehmen.
Im Lautertal wartet man noch immer auf den Bewilligungsbescheid für den Landeszuschuß, der nach mehrfacher Nachfrage für Januar 2013 zugesagt war und jetzt erst im März kommen soll. Ohne die fehlende Planungssicherheit kann aber nicht gebaut werden. Wenn dann die geplanten Plätze bis zum 1. August festgestellt sein sollen, dürfen die Kinder ihren Kindergartenplatz dann „trockenwohnen“. Hessen gehört zu den Schlußlichtern in Sachen Landesförderung der Kinderbetreuung im Vergleich mit anderen Bundesländern, teilweise müssen Ansprüche auf Landesmittel sogar erst gerichtlich eingeklagt werden.
Die Entscheidungen, die bereits getroffen werden können, sind daher eilig. Ort, Gestaltung und Organisation der neu zu schaffenden Plätze muß geklärt werden, zudem muß über die Einrichtung einer Organisation ähnlich KiTa3K nachgedacht werden, ob und in welcher Form sie für unsere Region umsetzbar sein könnte. Auch die Einbeziehung weiterer Kommunen ist denkbar.
Derzeit gibt es im Lautertal folgende Kindergärten:
Kommunaler Kindergarten Beedenkirchen seit 1988, zur Zeit eingruppig mit Kindern ab 2 Jahren. Der Kindergarten bietet Mittagessen an.
Evangelischer Kindergarten Elmshausen seit 1997 mit derzeit 35 Kindern ab 3 Jahren und einer Krippe für 10 Kinder unter 3 Jahren.
Evangelischer Kindergarten Gadernheim „Arche Noah“ seit 1969 mit 2 Gruppen. Hier sollen in Eigenregie mit wenig Aufwand und Kosten für die Gemeindekasse U3-Plätze geschaffen werden, zudem gibt es an zwei Nachmittagen Betreuung und an drei Tagen Mittagessen.
Die Drosseln & Finken sind die derzeit eingruppig betreuten Kinder im 1986 gegründeten kirchlichen Kindergarten Lautern. Mittagessen gehört zum Angebot.
Im Kindergarten Reichenbach, mit den vier Gruppen Dinos, Elefanten, Bären und Sternenkinder und 15 Mitarbeiterinnen der größte, bietet Mittagessen, Frühdienst und Ganztagesplätze an. Zusätzlich wird für Reichenbach über eine größere Tagespflegegruppe nachgedacht, damit Eltern aus Reichenbach nicht fürchten müssen, vor Ort keinen Platz für ihr Kind zu bekommen. Der Weg nach Lautern wäre jedoch auch nicht zu weit, und für ausreichende Parkplätze kann dort gesorgt werden.
Der Verein Naturkindergarten Lautertal plant bislang einen Stützpunkt ebenfalls in Reichenbach, hier muß sich in den nächsten Gesprächen zeigen, wie sich alle Konzepte für die Beteiligten optimal integrieren lassen. Infos zu den Kindergärten unter www.lautertal.de/bildung/kiga/kiga.htm, speziell zum Waldkindergarten auch  www.waldkindergarten-schannenbach.de. M. Hiller

 

Verwandte Artikel