Hitzige Debatte um Windkraft

Hitzige Debatte um Windkraft

„Diskussion war nicht erwünscht“

„Wir wollen keine Stimmung machen“, meinte Markus Bormuth. Emotional wurde es trotzdem. Mehr als 100 Personen drängten in den Saal der Gaststätte „Zur Traube“ in Reichenbach, um sich über die im Lautertal geplanten Windkraftanlagen zu informieren. Geladen hatte die von Bormuth und Florian Lühnsdorf gegründete „Initiative gegen Windwahn-Lautertal“. Wie dieser Name schon nahelegt, lehnt die Gruppe den Bau von Windrädern ab – zumindest in der Region.
Vier Referenten, die ihre Ablehnung teilen, hielten kurze Vorträge. Eine intensive Diskussion ihrer Thesen mit den Zuhörern wurde von den Veranstaltern nicht gewünscht.

Der Biologe Fritz Richter konzentrierte sich in seinem Vortrag darauf, den besonderen ökologischen und forstwirtschaftlichen Wert der Buchenwälder in der Region darzustellen. Rodungen für Windräder stellten einen gefährlichen Eingriff in diese Ökosysteme dar, der sich auch wirtschaftlich nicht rechtfertigen lasse, meinte er. Er zitierte Studien des Kybernetikers Frederic Vester, der den volkswirtschaftlichen Nutzen einer Buche mit rund 270 000 Euro bezifferte.
Eberhard Wagner war lange in der Energiewirtschaft tätig. Er sieht das Hauptproblem der erneuerbaren Energieformen darin, dass sie unkontrollierbar in ihrem Ertrag schwanken. Je nach Windstärke und Sonnenscheindauer produzierten Windkraft und Fotovoltaik einmal über den Bedarf hinaus, oft aber auch so gut wie nichts. Nur mit diesen Energieformen alleine sei also keine sichere Stromversorgung möglich.
Energie könne zwar zum Beispiel durch Pumpkraftanlagen gespeichert werden, doch diese stünden in Deutschland kaum zur Verfügung. Als mögliche Alternative zu mehr erneuerbaren Energien in Deutschland erwähnte er Braunkohle, Steinkohle und Erdgas – „da soll ja neues entdeckt worden sein“.
Sven Johannsen von der „Asgard Real Estate & Consulting Gruppe“ versuchte, den Zuhörern die betriebswirtschaftlichen Risiken eines Windparks aufzuzeigen. Seine Ausführungen sollten die Unrentabilität einer solchen Anlage basierend auf den Zahlen der Birkenauer Initiative gegen Windkraft „Im Stenges“ belegen. Dies stieß auf heftigen Widerspruch von Jürgen Simon (3P-Windenergie GmbH) und Micha Jost (Energiegenossenschaft Starkenburg). 
Die Atmosphäre im Saal wurde immer gereizter. Johannsen gab zu, sich bei seinen Ausführungen nicht auf Lautertal direkt beziehen zu können, da er die Datenlage von Birkenau als Ausgangspunkt verwende. Dennoch wies er darauf hin, dass solche Anlagen für Investoren unrentabel seien. Auch diese Aussage wies Jost am Beispiel der 1994 erstellten Windkraftanlage auf der Neutscher Höhe zurück.
Markus Bormuth betonte, dass es mehr das Vorgehen der Gemeinde und nicht das der Planer und Genossenschaften sei, das er kritisiere. Seiner Meinung nach würde die Bevölkerung nicht genug über den aktuellen Stand der Planungen und Studien informiert. 
Dem widersprach Frank Maus (Grüne Liste Lautertal). Er wies darauf hin, dass Studienergebnisse erst präsentiert werden könnten, wenn sie vorliegen – und dies sei noch nicht der Fall. Im Übrigen sei im Februar fraktionsübergreifend fast einstimmig beschlossen worden, die infrage kommenden Flächen kritisch zu untersuchen. Er warf der Initiative Falschinformationen vor.
Zuletzt sprach der Pharmakologe Holger Repp. Windräder verursachen Infraschall. Dieser könne seiner Meinung nach zumindest bei einem Teil der Bevölkerung zu körperlichen und psychischen Problemen führen, weswegen er höhere Abstände der Anlagen zu Wohngebieten forderte. Dass der natürliche Infraschall der Meeresbrandung solch negative Auswirkungen auf die Gesundheit nicht bewirkt, schrieb er der Gewöhnung zu. Den Vorwurf, Ängste schüren zu wollen, wies er zurück.Da keine Befürworter der Windkraftanlagen zu der Informationsveranstaltung geladen waren, blieb das Bild, das die Zuhörer mit nach Hause nahmen, wohl etwas einseitig.

 

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