Energiewende im eigenen Geldbeutel

Energiewende im eigenen Geldbeutel

Lindenfels. Über die Energiewende in Deutschland wurde zuletzt ausgiebig diskutiert. Doch der Weg zu regenerativen und bezahlbaren Energien wird nicht zuletzt am Stromzähler der Bürger beschritten. Die Initiative „Lindenfels für erneuerbare Energien“ veranstaltete deshalb mit der Stadt Lindenfels und der Energiegenossenschaft Starkenburg jetzt einen Informationsabend.
Im Fokus standen dabei die Nutzung von Sonne, Wind und Wasser und die unmittelbare Bürgerbeteiligung zur Hebung dieser vielfach noch ungenutzten Energien.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Bürgermeister Oliver Hoeppner, von Silke Strohmenger und Gerwid Schmid wurde sie moderiert. Als Referenten hatte die Initiative Christine Denz des Vereins „S.U.N. Neckar-Odenwald“ und Micha Jost von der Energiegenossenschaft Starkenburg eingeladen. „Überfischte Meere, verbrauchte Ackerböden und ein eigentlich großes Potenzial an Energie, das man einsparen kann. Unser aktueller Lebensstil muss überdacht werden“, forderte Denz eingangs die Zuhörer auf. Ihr Verein wirbt Teilhaber von Solarstrom- und Windpark-Anlagen und ist in der umweltorientierten Öffentlichkeitsarbeit aktiv. Dabei arbeite der Verein mit sechs verschiedenen Firmen zusammen, was die technische Seite betreffe, so die Referentin.
Die Bürger würden Teile dieser Projekte kaufen und seien am Ende am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt. Der erzeugte Strom werde in das öffentliche Netz eingespeist und mit einem Festpreis vergütet. „In der Region gibt es vier Bürger-Windparks, die von Bürgern unterstützt werden.“ Ein wichtiger Aspekt sei dabei die Ermittlung des Flächenverbrauchs. Im Klartext: Wie groß ist die Ausbeute pro Fläche und welche Projekte sind deshalb rentabel? Denz warb in diesem Zusammenhang um „Kümmerer“ und mehr Engagement. „Aber genauso sind die Strukturen und die Unterstützung durch Kommunen wichtig,“
Bürgermeister Hoeppner erklärte, dass in der letzten Woche damit begonnen worden sei, Dächer anzuschauen, ob sie für Solarstrom-Projekte geeignet seien. Die Nutzung von Windkraft und Wasser sei in der Gemarkung Lindenfels dagegen eher schwierig.
Micha Jost von der Energiegenossenschaft Starkenburg stellte gleich zu Beginn klar, dass Menschen, die vor Ort in erneuerbare Energien investieren, auch davon profitieren würden. „Jeder Mensch braucht im Jahr etwa 2000 Euro für Energie. Das sind alleine bei uns in der Region enorme Summen.“ – „Am Windrad auf der Neutscher Höhe sind etwa 250 Menschen mit ihrer Investition beteiligt“, informierte er. Ein Beteiligungspaket bedeute, 2000 Euro in die Hand zu nehmen. Es bestehe aus zwei Geschäftsanteilen zu je 100 Euro und einem nachrangigen Darlehen in Höhe von 1800 Euro für ein konkretes Projekt zum Thema erneuerbare Energien.
Das nachrangige Darlehen ist auf Projektebene kalkuliert und langfristig, über 20 Jahre, zu sehen. Die Tilgung laufe ab dem vierten Jahr und die Projektkalkulation sei eher konservativ, so die Information des Referenten.

Wie das Gesamtprojekt genau funktioniert, erklärte Jost anhand des Wannenprinzips. Jedes Projekt entspreche einem Glasbehälter. Werde mehr Energie gewonnen als kalkuliert, „läuft das Glas über“. Dieser Überschuss werde dann in der Wanne aufgefangen und im Idealfall an die dort finanziell Beteiligten ausgeschüttet. Im Falle des Neutscher Windrads seien 1050 Beteiligungspakete an die Bürger vergeben worden, erläuterte Jost. Die Leistung entspreche 2,05 MW und damit einer Versorgung von etwa 1200 Haushalten. Gekostet habe das Windrad netto 3,6 Millionen Euro.
Weitere Projekte seien eine Photovoltaik-Anlage auf einem Firmendach in Heppenheim und ein Dach, das die Kreisstadt zur Verfügung gestellt habe. Daran sei Heppenheim selbst beteiligt.
„Der Genossenschaftsgedanke zeigt, dass die Energiewende nicht nur Geld kostet, sondern dass sie auch eine Einnahmemöglichkeit bietet“, versicherte Jost. Saubere Energie zu produzieren, sei auch eine Möglichkeit, Jobs zu schaffen.
Im Anschluss standen Jost und alle Experten den Bürgern noch für Fragen zur Verfügung.


 

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