Energie: mit oder ohne Zukunft, strahlend oder nicht, ökologisch oder ökonomisch..
Nach langen Verhandlungen mit den Kernkraftwerks-Betreibern wurde am 5. September 2010 beschlossen, dass die deutschen Kernkraftwerke durchschnittlich zwölf Jahre länger betrieben werden sollen. Die Atom-Konzerne konnten mit aggressiver Lobby-Arbeit die Regierung zum Erhalt der Kernkraft zu drängen. Im Jahr 2000 gab es noch den Atomkonsens zwischen der damaligen Bundesregierung und den vier Atomkonzernen E.on, RWE, EnBW und Vattenfall, der eine Abschaltung der Atomkraftwerke in Deutschland bis 2020 beinhaltete.
Nun ist alles hinfällig, und weil wir damit auch weiterhin mit dem Risiko eines Störfalls leben müssen – natürlich gäbe es auch nach Abschalten der AKW weiterhin ein Störfallrisiko, die Halbwertszeit von Plutonium liegt schließlich bei etwa 24.000 Jahren – stellen wir hier den Evakuierungsplan für den Störfall Biblis vor. Er ist auch als 36-seitige PDF hier zu finden.
Darin sind neben allgemeinen Informationen zur Funktionsweise von Kernkraftwerken auch die verschiedenen Folgen eines Störfalles zu lesen: „Wie werden Sie bei einem Unfall im Kernkraftwerk gewarnt und unterrichtet? Bei einem schweren Unfall beginnt eine eventuelle Freisetzung von Radioaktivität frühestens nach mehreren Stunden, höchstwahrscheinlich aber erst nach einigen Tagen. In dieser Zeit kann die Bevölkerung gewarnt und können Sicherheitsmaßnahmen zu ihrem Schutz ergriffen werden.“ Die Warnung erfolgt über Sirenen (Heulton von einer Minute Dauer, Bedeutung: „Radio einschalten und auf Durchsagen achten“), über Warndurchsagen über Lautsprecherwagen von Polizei, Feuerwehr und Katastrophenschutz sowie über Rundfunk, Fernsehen, Videotext und Internet. Ausdrücklich wird die Bevölkerung darum gebeten, nicht bei der Polizei, Feuerwehr oder den Katastrophenschutzbehörden anzurufen. Durch das Belegen der Telefonleitungen wird die Arbeit der Einsatzkräfte blockiert. Parallel zur Warnung leitet die Katastrophenschutzbehörde im Rahmen eines Alarm- und Einsatzplans für die Umgebung des Kernkraftwerks weitere Schutzmaßnahmen ein. Und dann – das kennen wir ja alle noch: „duck – schsch – and cover.“ Jodtabletten, die für eine bessere Verträglichkeit von Strahlenbelastung sorgen, werden dann vom Katastrophenschutz ausgegeben. Wenn all das nicht ausreicht, tritt die Evakuierung in Kraft. Dafür gibt es mehrere Pläne, je nach der Windrichtung, mit der die Strahlung verbreitet wird. Mit eigenem PKW oder mit Bussen kommt man dann aus der Gefahrenzone. Wichtig: an Gehbehinderte und Bettlägerige in der Nachbarschaft denken, Tiere ausreichend füttern und die Behausungen mit einem T markieren, Notgepäck einpacken, und ab gehts in die strahlende Zukunft… Na dann ist ja gut! M. Hiller
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