Diskussion über Windkraft in Lautertal

Diskussion über Windkraft in Lautertal

In Lautertal bewegt das Thema seit Langem die Gemüter: Immer wieder wird über Windräder „vor der Haustür“ diskutiert. In seiner jüngsten Sitzung diskutierte nun der Elmshäuser Ortsbeirat die Planungen für Lautertal. Carsten Stephan (CDU) hatte bei der Ortsbeiratssitzung gleich zu Anfang den Antrag gestellt, zusätzlich zur vorgesehenen Tagesordnung das Thema „Informationen zur geplanten Windkraft im Lautertal“ aufzunehmen. Dem stimmten die Ortsbeiratsmitglieder alle zu.
Ortsvorsteherin Claudia Czyert berichtete dazu, dass nun der Regionalplan der Region Rhein-Neckar einsehbar ist. In diesem Plan sind auch geplante Windkraft-Standorte in Südhessen und somit auch in Lautertal als Vorschläge aufgelistet.

Kesselberg und Teufelsberg
Vor Ort liegen diese möglichen Flächen auf Kesselberg und Teufelsberg. Der Teufelsberg befindet sich nicht weit von Elmshausen entfernt und gehört zwar zur Elmshäuser Gemarkung, ein Großteil der Fläche aber ist in Bensheimer Besitz. Das würde bedeuten, dass von den theoretisch möglichen Windrädern auf diesem Gebiet drei zu Bensheim und eins zu Lautertal gehören könnten. Einblick in diesen Regionalplan haben alle Bürger, betonte Claudia Czyrt.
Außerdem sei nun der Gedanke aufgekommen auch im Haurod – diese Erhebung gehört zum Hohberg und befindet sich in Richtung Reichenbach und Knoden – Windräder zu errichten. Dieses Gebiet ist aber nicht in diesem Regionalplan zu finden. Hier gibt es nach Aussage von Lautertaler Bürgermeister Jürgen Kaltwasser dennoch „Potenzial für drei Windräder“.

Bürger diskutierten mit
Bei der Ortsbeiratssitzung war auch zu erfahren, dass der Regionalplan Rhein-Neckar für Südhessen nicht rechtlich bindend sei – ein bindender Regionalplan sei noch nicht erstellt worden. In ganz Hessen sollen als übergeordnetes Ziel zwei Prozent der Landesfläche als Vorrangfläche für Windkraft ausgewiesen werden.
„Ich bin irritiert von der Geschwindigkeit, die in Sachen Windkraft in der Gemeinde vorgelegt wird“, äußerte sich später in der Sitzung Florian Lühnsdorf, als die Bürger das Wort bekamen. Der Elmshäuser ist beruflich Rechtsanwalt. Er betonte, dass in der Gemeinde „systemische Fehler“ begangen würden, weil vor dem Abschluss des landesweiten Konzeptes der hessischen Landesregierung das Thema Windkraft im Lautertal viel zu schnell bearbeitet würde. „Ich wäre im Zweifel etwas vorsichtiger“, wandte er sich an Bürgermeister Kaltwasser.
Kritik übte Carsten Stephan an dem seiner Meinung nach viel zu schnellen Beschluss der Gemeindevertreter, dahingehend, dass schon jetzt Pachtverhandlungen für die Bürgerbeteiligung bei der Windkraft möglich sind. Er hätte sich zuvor eine Beratung des Themas in den Ortsbeiräten gewünscht, wie er sagte. Einig waren sich viele Ortsbeiratsmitglieder – und auch Bürger – dass man die Lautertaler grundsätzlich fragen sollte, ob sie Windräder denn überhaupt möchten. „Ein Windrad steht zwanzig Jahre und prägt die Landschaft enorm“, wurde zu Bedenken gegeben.
Dem entgegneten die Vertreter der SPD, dass es eine gut besuchte Bürgerinformation in Gadernheim gegeben habe, wie Tobias Pöselt berichtete. Er sprach sich in der Sitzung deutlich für die Errichtung von Windkraftanlagen aus und betonte, dass sich die Anlagen, der Geo-Naturpark und der Fremdenverkehr gut vertragen würden: „Sie schließen sich nicht aus.“ Als Bespiel nannte Tobias Pöselt die Standorte bei Neutsch.
„Natürlich müssen Bäume gefällt werden, aber auf dem Teufelsberg steht ja kein altgewachsener Hochwald, sondern durch Windbruch ein niedriger Wald“, so Pöselt. Außerdem sprächen sich alle dafür aus, dass die Beteiligung der Bevölkerung an der Errichtung von Windkraftwerken ermöglicht werden soll. „Und wenn der Gemeindevorstand nun Pachtverhandlungen führen kann, ist damit ja noch nichts genehmigt“, erklärte Pöselt. jhs

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